Die Malerei

Die gegenständliche Malerei

Bei der gegenständlichen Malerei erscheint das Dargestellte oft so selbstverständlich, so aussagekräftig, die Dinge wirken meistens so real, dass man fast vergisst, dass es eigentlich keine objektive Darstellung in der Malerei gibt. Gerade diese Unmöglichkeit der objektiven Darstellung von Realität ist es aber, was mich an der gegenständlichen Malerei ungemein interessiert. 

Die Realität gelangt nämlich immer über die Augen und die Hand des Malers auf den Malgrund. Bei diesem Prozess fließen auch immer die Erfahrungen und die Befindlichkeit des Malers ein, selbst wenn er sich um eine objektive Wiedergabe bemühen sollte. Jeder Maler hat, je nach seinen Erfahrungen, seinen Erlebnissen, eine subjektive Sicht auf die Welt, ja selbst ein und derselbe Maler hat an verschiedenen Tagen eine unterschiedliche Wahrnehmung des Sichtbaren. Diese Tatsache fasziniert mich. Sie bedeutet, dass man bei einer Malerei, die sich in der Auseinandersetzung mit der Realität entwickelt, einerseits etwas über die sichtbare Welt erfährt, da man sie malend entdeckt, dabei andererseits aber auch die eigene Wahrnehmung beobachten kann, die sich im Malprozess verändert.

Im Zentrum meiner Malerei steht das Farbgefüge im Bild selbst als eigenständiges Kriterium, auch wenn es bei mir meistens an die Gegenständlichkeit gebunden ist; das Farbgefüge ist aber auch Träger meiner persönlichen Wahrnehmung der Realität, die beim Malprozess immer unwillkürlich einfließt.

Wie gehe ich vor? Wenn ich beim Malprozess auch etwas entdecken möchte, kann das Endergebnis nicht schon vorher feststehen. Natürlich gibt es immer einen gewissen Rahmen durch die Auswahl des Motivs, bei dem ich die Komposition nach Farbstimmung, Farbstimmigkeit und der Verteilung von Schwerpunkten im Bild vorauszudenken versuche. Innerhalb dieses Rahmens gibt es viele Freiheiten (dicker kräftiger Farbauftrag, feine verwischte Übergänge und vieles mehr), die dem Unbewusstsein, der Spontanität im Malprozess Raum lassen.

Das Aquarell

Eine der ältesten Maltechniken ist das Malen mit wasserlöslichen Farben. Schon die Höhlenmalerei entstand mit einfachen Pinseln und in Wasser und Fett gelöstem Hämatit oder Holzkohle. Aus Ägypten ist bemalter Papyrus erhalten, und aus dem asiatischen Raum Bilder und Kalligraphie mit wasserlöslichen Tuschen. In der Regel waren diese Wasserfarben „deckend“ bzw. wurden mit deckender, weißer Farbe eingedickt, so zum Beispiel in der mittelalterlichen Wandmalerei und bei der Miniaturmalerei

Die Aquarellmalerei im engeren Sinne (als Maltechnik unter Verwendung lasierender Farben) hat sich etwa seit dem 9. Jahrhundert n. Chr. entwickelt. Diese lasierenden Wasserfarben wurden zuerst für die Kolorierung von Tuschezeichnungen und Holzschnitten verwendet.  

Albrecht Dürer und Rembrandt verwendeten Aquarelle vor allem zu Studienzwecken oder zur Vorbereitung von Ölgemälden. Durch Dürers eigene Studien mit Aquarell- und Gouachefarben erlebte das Malen mit Wasserfarben jedoch eine deutliche Aufwertung. 

Erst im 18. Jahrhundert, als englische Maler wie William Turner begannen, Aquarellfarben nicht nur zur Ausgestaltung von Zeichnungen zu verwenden, sondern Bilder direkt auf dem Malgrund entwickelten, gewann die Aquarellmalerei an Ansehen. Vor allem Turner führte die Aquarellmalerei zu technischer Meisterschaft.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts gewann die Malerei im Freien an Bedeutung. Zahlreiche Maler schufen Aquarelle als eigenständige Kunstwerke. Neben Dürer und Turner waren dies vor allem Eugène DelacroixPaul Cézanne und Emil Nolde

Grundlagen

Die Techniken in der Aquarellmalerei sind in der Regel die  Variationen der zwei Grundtechniken Lasieren und Lavieren. Aus ihnen entsteht bei allen Unterschieden im Detail das Charakteristische eines Aquarells. 

Malgrund 


Der am häufigsten verwendete Malgrund ist Papier. Die heute üblichen Aquarellpapiere gehen auf englische Papiere des 18. Jahrhunderts zurück. Neben industriell gefertigtem Papier wird oft auch handgeschöpftes Papier, Büttenpapier und Japanpapier verwendet.

Führung des Pinsels 

Normalerweise wird mit einem Pinsel gemalt, den der Maler in unterschiedlicher Weise über das Papier führt. Pinsel aus Rotmarderhaar  haben sich sehr bewährt, weil sie trotz hoher Elastizität in Form bleiben. Neben Haarpinseln mit feiner Spitze kommen auch gefächerte Haarpinsel für großflächiges Arbeiten oder auch Borstenpinsel zum Einsatz. Auch ein Naturschwamm – in der Regel zum Anfeuchten des Papiers verwendet – kann zum flächigen Malen wie zum Verwaschen verwendet werden. Wird die Farbe mit viel Flüssigkeit auf das Papier gebracht, verteilt sie sich gleichmäßig auf dem Papier, wobei sich in den kleinen Versenkungen mehr Farbe sammeln kann als auf den Erhöhungen der Papiertextur. Dadurch entsteht der typische Aquarelleindruck. Wird dagegen der Pinsel mit wenig Wasser schnell über das Papier geführt, bleibt die Farbe nur auf den erhöhten Stellen liegen. In diesem Fall spricht man von Granulieren. Wird die Farbe mit einem feinen Pinsel auf das Papier getupft, spricht man vom Punktieren, eine Technik, die dem Pointillismus seinen Namen gab. 


Einsatz von Farbe 

Von großer Bedeutung für die Aquarellmalerei ist die Arbeit mit den Primärfarben. Der Maler kann zwar alle Farben fertig gemischt kaufen, Puristen mischen aber jede benötigte Farbe gemäß den Regeln der Farblehre selbst. Bevorzugt wird dabei die Mischung der Farben durch Lasieren, also schichtweises Übermalen. Die Farben kann man auch im Wasser mischen, doch nimmt diese Methode den Aquarellfarben ihren typischen, strahlenden Glanz. Bei der Bildkomposition wird im Allgemeinen mit zarten und hellen Farbtönen begonnen und zu dunkleren Farben hin gearbeitet. Dabei wird auch der Malgrund mit in die Komposition einbezogen, teils durchscheinend, teils aber auch unverändert stehen bleibend. Die Farbe kann mit viel Wasser und sehr dünn aufgetragen oder umgekehrt mit wenig Wasser aufgetragen werden (Granuliertechnik). Oft wird Farbe in den vorher angefeuchteten Untergrund oder in noch feuchte farbige Bildpartien gesetzt, so dass die Farben ineinander verlaufen und dabei die für diese Malweise charakteristischen Strukturen entstehen. 

Grundtechniken

Lasieren

Beim Lasieren wird die  mit Wasser verdünnte Farbe auf den trockenen Malgrund aufgetragen. Sie  trocknet durch den dünnen Auftrag sehr schnell und lässt sich dann  mit weiteren Farbschichten übermalen.

Lavieren

Die zweite Grundtechnik ist das Lavieren. Darunter fällt zunächst die Verlauftechnik, zum weiteren die Nass-in-Nass-Technik.

Verlauftechnik

Bei der Verlauftechnik wird eine Farbe so aufgetragen, dass sie gleichmäßig immer blasser wird oder langsam in einen anderen Farbton übergeht. Dazu wird zunächst Farbe auf den Malgrund aufgetragen und dann mit einem ausgewaschenen und mit klarem Wasser angefeuchteten Pinsel gleichmäßig auslaufend auf dem Malgrund verteilt.

Nass-in-Nass-Technik 

Bei der Nass-in-Nass-Technik wird auf dem feuchten Malgrund oder in eine noch feuchte Farbe hineingemalt, wodurch die Farben ver- bzw. ineinanderlaufen.

Das Pastell 

Bei der Pastellmalerei werden  Pigmente auf einen Malgrund aufgetragen. Meistens werden runde oder eckige Kreiden oder Pastellstifte genutzt. Mit Pastell wird sowohl das Material als auch das damit hergestellte Bild bezeichnet. Die Haftung der Pigmente auf dem Papier ist schwach, deshalb sind Pastelle sehr empfindlich.

Die Farben werden in Schichten aufgetragen und oft mit dem Finger oder einem Papierwischer (Torchon) verwischt. Sie lassen sich auf dem Papier gut miteinander mischen. So ist es möglich, zarte Farbübergänge und neue Farbnuancen zu erzielen. 

Um die Haftung der Farben auf dem Malgrund zu erhöhen, werden Pastelle oft mit einem Fixativ behandelt.  Trotz der Verwendung von Fixativen sind die Bilder sehr empfindlich und werden daher meistens verglast, damit die Oberfläche nicht berührt werden kann.
Die Pastellmalerei wird häufig gemeinsam mit anderen Farben und Techniken, wie TemperaGouache oder Acrylfarben verwendet.

Die Ölmalerei

  • Den Malgrund (Leinwand oder glatt-weiche Platte) mit Grundierweiß oder einem Gemisch aus Wasser, Pigmenten und Ponal mit dem Pinsel einstreichen. Wenn die Gewebestruktur noch durchscheint, mehrmals grundieren. Die Grundierung muss der Leinwand ihre Sterilität nehmen! Anschließend mit einem Lappen einarbeiten und trocknen lassen. 
  • Mit feiner Kohle das Motiv suchend vorzeichnen: Spannung und Raumaufteilung beachten! Ganz Geniale legen „alla prima“ los. 
  • Endgültige Linien mit sehr dünnem Permantentmarker schwach auftragen! Kohle danach abwischen! 
  • Weiße Höhungen mit Kasein oder Acryl anlegen.
  • Öl-Lasur-Hauch
  • Erneute Weißhöhung wenn es dem Bild gut tut (Lappen, Daumenballen, weicher Pinsel) 
  • Öl- Lasur (z.B. kaltrot-warmrot usw.). Mehrfach wiederholen wenn nötig.
  • Grundsätzlich nur wenig dunkle Zeichnung mit Öl. 
  • Dunkle Umrahmung (5-9; z.B. für das altmeisterliche Malen einer Rose). 

Renate Jung sagte einmal: 
„Kein Wunder, dass die Menschen soviel Respekt vor der Ölmalerei haben, wo die Industrie soviel anbietet, um es hochkompliziert zu machen und sich dabei wichtig nimmt. Wir malen trocken, d.h. unser Malmittel ist das billigste und nicht so fett wie das reine, teuere Terpentinöl. Deshalb trocknet es sehr schnell – wir ersparen uns Trocknungsbeschleuniger (auch so ein Zauberwort!).

Manchmal sage ich zu einem Bildkäufer, bringen Sie das Bild irgendwann zurück für den Schlussfirnis, matt oder glänzend. Bei matt ist immer etwas Bienenwachs dabei! Firnis macht die Farben satter, muss aber gar nicht sein. Ein wirklich interessantes Malmittel wäre das Venezianer Malmittel, das gibt es aber schon lange nicht mehr zu kaufen. Das hatte den Effekt, dass die Konturen weich blieben, wie bei Mona Lisa. ABER- wie immer: NUR DAS ERGEBNIS ZÄHLT! Die Pinsel sind vielseitig einsetzbar von der Form her, mal schmalseitig exakt den Punkt treffend, dann wieder locker vom Hocker- aber immer gezielt, wissend, was man will.“